In meinem Job bekomme ich regelmäßig immer wieder folgende Frage gestellt:
Lieber Online? Oder besser doch Print? Die Antwort darauf ist gar nicht so
einfach, denn während die vermeintlich reiferen Erdenbürger immer noch mit
ihrer nach Druckerschwärze riechenden Sonntagszeitung am Frühstückstisch dem
duftenden Kaffee Konkurrenz machen und das Blättchen dazu fortlaufend mit
Erdbeermarmeladen- und ebensolchen Kaffeeflecken garnieren, schaut sich der
digitale Mainstream stattdessen die Tagesschau in 100 Sekunden an, zieht mit
Butter verschmierten Fettfingern über die Displays von Smartphones und Tablets
und schlürft nebenbei an ihren grünen Smoothies. Wie analog-altertümlich
sagen die Einen und wie digital-nervig hört man von den Anderen.
Dasselbe Ziel mit ungleichen Mitteln
Gerade erst hatte ich eine Unterhaltung mit einer Kollegin zu diesem Thema.
Sie selbst mag es in Buchhandlungen zu schmökern und es sich dann - nach reifer
Entscheidung für einen der dicken Wälzer - voller Vorfreude gemütlich mit einer
Tasse grünem Tee und dem neu erworbenem Roman in Hartkopie Zuhause auf der
Couch gemütlich zu machen. Ihr Mann hingegen liest ausschließlich digitale
Bücher auf seinem Tablet, die er sich in Sekunden schnelle herunterlädt und
daraufhin mit dem Finger seiner Wahl wischend oder tippend in wiederum Stunden
verschlingt. Die Kollegin wollte ihrem Mann ein Buch zum bevorstehenden
Valentinstag schenken, von dem sie sicher war, dass er es richtig super finden
würde. Aber da er nur digitale Bücher liest, hätte sie ihm ja einen
Downloadlink oder schrecklicher noch - einen Gutschein - schenken müssen. Das
fand sie doof. Denn bei Valentinstaggeschenken soll ja auch immer ein Hauch
Romantik mitschwingen, meinte sie. Irgendwie verständlich fand ich. Und nun?
Das Weltbeste oder Nichts
Es gibt sie natürlich noch, die Hardliner unter uns, die ganz klar ihre
eigene Linie fahren. Digital. Oder eben analog. Voller Fleischeslust oder vegetarisch.
Aber nie beides. Oder noch eine moderne Spur konsequenter: vegan. Ein bisschen beneide
ich diese Menschen ja um ihre Lebenskonsequenz, um sie gleich danach aber auch
schon wieder zu bemitleiden. Denn während also die Einen auf das Eine oder das
Andere schwören und damit das jeweils Gegenteilige verpassen, lebe ich
stattdessen einfach das Leben meiner Hybrid Generation. Und ich spreche hier nicht von Automobilen, sondern von einer inneren Lebenseinstellung. Wir wollen eben
das Beste aus beiden Welten. Wir wollen nicht dies oder jenes. Wir wollen
beides. Wir wollen das sowohl als auch. Wir wollen
dicke SUVs fahren, obwohl wir lediglich im Großstadtdschungel Zuhause sind und
sich die eigenen botanischen Fertigkeiten auf das Urban Gardening von
diversen Kräutern auf dem heimischen Balkon beschränken. Wir wollen Berge und
Meer und das möglichst gleichzeitig. Und jetzt kommt mir ja nicht mit einem
Bergsee. Das ist keine Alternative. Also geht es im großen Sommerurlaub vor dem
Langstreckenflug auf die einsame Insel mit dem kristallklaren Wasser
und einem schier nie enden wollenden Wellnesserlebnis vorher erst noch mit
dem Fahrrad zur alpinen Bergwanderung mit Blasengarantie, um die eigene
Ökobilanz wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Ist schmöddeln schlecht?
Vor ein paar Wochen habe ich mir eine neue digitale Spiegelreflexkamera
gekauft. Ich war, wie es sich gehört, im Fachhandel und habe mir einige Kameras
ganz genau angesehen. Ich habe deren Wertigkeiten begutachtet, mit den Knöpfen
gespielt, Objektivvarianten und Einstellungen getestet und mich dann für ein
Kameramodell entschieden. Um sie gleich danach einem Online-Preisvergleich
im Internet zu unterziehen und mir vom günstigsten Anbieter direkt nach Hause
schicken zu lassen, nachdem ich vorher noch ein paar Online-Bewertungen eifrig
kommentierender Hobbyfotografen gelesen hatte, um auch wirklich eine fundierte
Entscheidung treffen zu können. Umgekehrt kommt es aber auch vor, dass ich
online nach neuen Büchern forsche (ich nenne das schmöddeln, eine Mischung aus
schmökern und daddeln), Klappentexte und Rezensionen lese, um sie mir dann aber
im Buchhandel zu kaufen, weil ich Buchhandlungen so gerne mag. Okay ich gebe es
zu: Und weil ich gern ein Teil dieser imaginär-intellektuellen Welt sein
möchte. Verarsche ich mich selbst? Bin ich nur ein Opfer meiner eigenen Hybrid
Generation? Oder ist es okay so, wie ich lebe?
Sowohl als auch
Nun frage ich mich als reflektierter Verbraucher natürlich, ob es denn
schlecht ist, ständig nach dem sowohl als auch zu leben. Na logo sollte man die
kleinen, örtlichen Buchhandlungen unterstützen und Onlineportalen nicht so viel
Macht verleihen. Selbstredend braucht man in einer Großstadt keinen höher gelegten
SUV mit Allradantrieb, um zum nächsten Discounter zu fahren, sieht man mal von
den ganzen Baustellen und Schlaglöchern auf deutschen Straßen ab. Und trotzdem
finde ich, habe ich ein Recht auf das sowohl als auch. Schon Friedrich der Große sagte: „Jeder soll nach seiner eigene Fasson selig werden.“ Ich sehe das
genauso.
Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Nun aber zurück zur Frage: Print? Oder besser doch Online? Die Antwort
darauf ist also ziemlich einfach. Print UND Online. Zumindest aus heutiger
Sicht der Hybrid Generation. Wir ergänzen Erstinteresse aus Printmedien mit der Information aus Onlinemedien. Umgekehrt werden wir vielleicht Online auf etwas aufmerksam,
wollen aber im sicheren Zuhause auf der heimeligen Couch auch noch einmal etwas
seriös gedrucktes in den Händen halten, um unsere mögliche Investition mental zu
untermauern. Je nach Alter, Interesse oder Zielgruppe variiert hier die Grenze
zwischen den beiden Informationswelten. Das Eine kommt aber derzeit ohne das Andere
noch nicht so ganz aus, sieht man mal vielleicht von rein digitalen Produkten
und/oder Dienstleistungen ab. Wenn ich mir meine 4 jährige Nichte so ansehe,
die jetzt schon schneller mit dem Smartphone zurecht kommt als ich, dann wage
ich allerdings vorauszusagen, dass digitale Herangehensweisen eine immer größer
werdende Rolle in unserem Leben spielen werden. Grenzen verschwimmen noch
extremer. Ich finde das spannend. Aber heute wollen wir eben noch beides. Ob es
Print irgendwann gar nicht mehr geben wird? Vielleicht. Aber vielleicht bleibt
es auch beim sowohl als auch. Zumindest solange es uns gibt, die Hybrid
Generation.
Life is good. True story.
Euer Dominik
PS: Eines ist damit aber immer noch nicht geklärt: Das
Valentinstaggeschenk meiner Kollegin. Was würdet ihr also meiner Kollegin
raten? Schreibt es doch einfach in die Kommentare.
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