Freitag, 29. Januar 2016

Ich bin kein Star, lasst mich das trotzdem sehen!


Das Dschungelcamp

Kaum eine TV-Sendung polarisiert die Gesellschaft so sehr, wie das derzeit auf RTL laufende Dschungelcamp. Jedes Jahr kämpfen insolvente und meist gescheiterte Z-Promis jenseits des 22 Uhr Sendeplatzes um die Krone im australischen Dschungel, verspeisen Känguruhoden oder Buschschweinanus, trinken Emublut und lassen sich tonnenweise Kakerlaken über das Haupt kippen. Und um es vorwegzunehmen: Ja, ich schaue das Dschungelcamp. Und ja, ich gebe es auch noch zu.

Bildquelle: RTL.de


Herzhaft Lachen

Für mich ist das Gelaber zwischendurch oftmals auch sehr nervig. Was mich interessiert sind vor allem die Dschungelprüfungen. Wer schauspielert sich an seine persönlichen Grenzen, wer hat einfach keinen Bock und möchte lediglich die Gage und den vermeintlichen Ruhm einsacken, wer ekelt sich vor was fast bis zum Wein- und Schreikrampf und wer wächst über sich hinaus und meistert die Herausforderungen? Ich erwische mich des Öfteren lauthals und herzhaft lachend auf der heimischen Couch. Dass ich dabei zudem auch noch meist allein bin, lässt den Unterhaltungswert dabei sogar noch exponentiell steigen. Wer allein lauthals lacht, der lacht nicht für andere. Der lacht vor allem für sich selbst. Und das passiert mir komischerweise bei sonst keiner anderen Sendung.

Bildquelle: RTL.de

Ewig grüßt das Sozialverhalten

Natürlich kann man da jetzt analytisch rangehen. Ich schaue es deswegen so gern, weil ich Menschen in ihrer unnatürlichen Umgebung sehe, denen es meist schlechter geht, als mir selbst. Downward comparison nennt man das im Fachjargon. Vielleicht ist das ja auch so. Vielleicht ist es für mich aber auch nur eine simple Unterhaltungs-sendung, wie z.B. „Wetten, daß?“ oder „mieten, kaufen, wohnen“, die dazu auch noch botanisch mehr zu bieten hat, als „der Bachelor“ mit seinem Rose verkaufenden Pseudo-Akademiker. Für mich ist es schön, sich abends auch einfach mal sinnfrei berieseln zu lassen und sich vom stressigen Arbeitsalltag abzulenken. Und günstiger als ein Burnout-Psychotherapeut ist es nebenbei auch noch.

Alles Fake

Natürlich ist mir klar, dass auch in dieser Sendung alles gestellt sein muss. Dialoge sind grob vorformuliert, vermeintliche Diskrepanzen zwischen den Möchtergernstars vorher vermutlich abgesprochen. Das ist eben TV. Da wird nichts dem Zufall überlassen. Das ist bei der Vorberichterstattung der Fußball-Nationalmannschaft im Ersten genauso wie bei der seriös recherchierten Kultursendung auf Arte. "Dinner for one" schauen auch Millionen von Menschen an Silvester, was inhaltlich genau so viel zu bieten haben dürfte, wie "Let's Dance". Da sagt aber keiner was. Mittlerweile werden sogar Tennisspiele geschoben und man schaut sie trotzdem. Warum also nicht auch das Dschungelcamp?

NIEMALS Dschungelcamp

Bildquelle: RTL.de
Was mich aber wirklich nervt sind die Leute, die komischerweise immer über alles Bescheid wissen, die Sendung aber NIEMALS schauen würden und ihr Wissen mit dem Hinweis „habe ich in der Zeitung XY drüber gelesen“ argumentieren. Ist es etwa was anderes einen Bild- oder anderen Zeitungsartikel über das Dschungelcamp zu lesen, als es gleich selbst zu schauen? Ich wage das zu bezweifeln. Belustigend dagegen finde ich diejenigen, die zwar felsenfest behaupten, das Dschungelcamp NIEMALS zu sehen, sich gleichzeitig aber beim Mittagsplausch in der Unternehmens-Kantine regelrecht auf die Lippe beißen müssen, um sich nicht zu verraten.

 


Ich bin ein Mensch, bin ich tolerant?

Leute, Leute, macht es Euch doch nicht so schwer. Wenn ihr Euch das Dschungeldesaster anschauen möchtet – tut das doch einfach. Aber steht doch bitte dazu. Letztens hat beim Rauswahl-Voting sogar ein waschechter Professor den 5.000 Euro Gewinn in der Sendung abgesahnt. Das heißt, er muss sogar für eines der Sternchen dort angerufen haben. Vielleicht war das aber auch Daniel Ortega (musste den Nachnamen gerade erst mal googeln, um ihn nicht falsch zu schreiben, den kennt ja keiner), der sich für etwas besseres hält. So what? Und wenn ihr es nicht schauen wollt und Euch lieber einen Drogen vertickenden Chemielehrer reinziehen wollt, dann lasst es einfach sein. Ich bin da durchaus tolerant. Aber seid ihr es doch bitte auch.






Übrigens kann ich das Staffelfinale kaum erwarten. Denn dann komme ich abends nämlich endlich wieder früher ins Bett. In diesem Sinne schreie ich es jetzt einfach heraus: Ich bin kein Star, holt mich trotzdem hier raus!

Life is good. True story.
Euer Dominik

 

Donnerstag, 28. Januar 2016

Anti-Gadgets - Dinge, die die Welt nicht braucht


Wir kennen sie doch alle. Diese kuriosen Angebote, die uns fast täglich per Reklame ins Haus flattern oder per Newsletter, zu dem man sich wahrscheinlich nie angemeldet hat, die Mailbox voll spammen. Was damit machen? Das einfachste wäre sicherlich, diese ungelesen zu löschen, was mir aber zu gewöhnlich erscheint. Vielmehr möchte ich diese teilweise doch sehr absurd anmutenden Offerten in einem regelmäßigen Trash-Newsletter entsprechend huldigen. Diesen dürft ihr danach übrigens getrost löschen.
Hier kommen sie also. Die schrägsten Anti-Gadgets in diesem Monat:


Fusselrasierer


Der Körperwahn erreicht nun auch die Klamotten. Perwoll gewaschen war gestern. Heute kleidet man sich Aalglatt. Der Fusselrasierer geht dem Pelz an den Kragen. Ich kann sie schon hören, die "Pro Fussel - stoppt Rasurbrand an Schafswollpullis" argumentierenden Naturisten.




Beheizbarer Schal

Unterkühlte Nordlichter werden ihn lieben: Den beheizbaren Schal, der bestimmt nicht nur bei steifer Brise, sondern auch bei steifem Hals seine Halsabschneider unter Strom setzen wird. Da bekommt sicher auch das Branding bald einen zweiten Frühling. Kaufst Du? Nö. Kauf isch dem nisch.



Gesehen auf: kaufst-du.de
http://www.kaufstdu.com/Schal

 

Multifunktions-Schrittzähler


Das ist nicht Euer ernst. Doch ist es. Ein Schrittzähler. Und er wird auch noch als Multifunktions-Schrittzähler angepriesen, der nicht nur Schrittmengen, sondern auch noch Entfernung und Kalorien misst. Unfassbar. Das klingt doch gleich gar nicht mehr so antiquiert, oder? Also schmeißt Eure Smartphones, Apple Watches und GPS-Tracker einfach in den Restmüll und greift nach dem Vorgestern aus Vollplastik. Ich finde: Dafür ist selbst Erdöl zu schade.








Gefunden auf lesara.de:  https://www.lesara.de/multifunktions-schrittzaehler-117319.html?utm_source=weltderrabatte&utm_medium=aff&utm_content=&utm_campaign=soquero


SWAT-Training

Du warst Zivi? Du möchtest mal eine richtig große Wumme in der Hand halten? Dann ab zum SWAT-Training. Von handlicher Handgranate, Stürmung eines imaginären Drogenlabors bis hin zur Vernichtung einer tickenden Atombombe in aller letzter Sekunde, hier ist sicher alles möglich. Nicht nur für die Füße, sondern auch für Freizeit-Masochisten, die in ihrer Kindheit zu viel Rambo geguckt haben.



Gesehen auf Daily Deal: http://swat.pts-agency.eu/

 

Habt auch ihr kopfschüttelnd kuriose Angebote entdeckt, die ihr der Nachwelt nicht vorenthalten möchtet? Schickt sie mir an: dominik@stilosophen.de  

Life is good. True story.
Euer Dominik

Sonntag, 17. Januar 2016

Blickwinkel: Marrakesch

In der neuen Serie "Blickwinkel" präsentieren wir Euch regelmäßig vier Bilder unterschiedlichster Destinationen und Perspektiven. Handverlesen von den stilosophen für Euch fotografiert und ausgewählt.


Als erste Destination geht es heute nach Marokko. Genauer gesagt nach Marrakesch.
Aus der "Perle des Südens", wie Marrakesch auch genannt wird, haben wir diese vier Fotos für Euch mitgebracht:


Der wunderschöne, 1980 von Yves Saint Laurent gekaufte Jardin Majorelle ist seit 1947 öffentlich zugänglich. Nach seinem Abschied aus der Mode hat er ihn oft als Rückzugsort genutzt. Auch seine Asche wurde hier im Rosengarten verstreut.


Spielende Kids in der Altstadt, die ringsum von einer alten Mauer umrandet ist. Hier treffen
wahre Welten aufeinander. Der westliche, moderne Stadtteil und der alte, pulsierende Souk.
Blick in einer der zahlreichen Riads. Die kleinen Hotels mitten in der Altstadt sind oft wahre Schmuckstücke. Wer sich dem Chaos des Souks entziehen möchte, genießt hier Ruheoasen. In vielen Riads sind zudem leckere Restaurants untergebracht.
Der Souk, das Herz Marrakeschs. Hier pulsiert das Leben. Es wird gehandelt und gefeilscht.
Wer sich hier nicht verirrt, ist nie richtig da gewesen. Aber keine Sorge. Man findet trotzdem
irgendwie immer wieder zum größten Platz Marrakeschs, dem Djeemna El Fna, zurück.


Life is good. True story.
Euer Dominik

Freitag, 8. Januar 2016

Was esse ich denn jetzt?




Die ewige Gewissensfrage




Gleich vorneweg: JA! Ich mag es, zu essen. Und ich liebe es, gut zu essen. Dabei respektiere und bewundere ich all diejenigen, die gekonnt, bewusst und kulinarisch kunstvoll mit Nahrungsmitteln umgehen und umso mehr ist meine Toleranz gefragt, wenn es darum geht, das werktägliche Kantinenessen zu würdigen.


Wenn ich kann, koche ich in meiner Freizeit selbst und seitdem die Stilosophen gemeinsam mit ein paar Freunden einen fleischlosen Monat eingelegt haben, achte ich noch bewusster auf die Herkunft meiner Lebensmittel. Nun bin ich da ja kein Vorreiter sondern mache im Kleinen, was viel bekanntere Menschen bereits seit längerem tun und auch davon berichten. Angefangen damit, vornehmlich saisonale und regionale Produkte zu verarbeiten. Selbst mir ist klar, dass eine Zwiebel aus Südafrika inklusive Transport schädlicher für die CO2-Bilanz ist als eine vom ortsansässigen Bauern. Also schaue ich schon mal genau hin, wo’s herkommt. Und dass man sich auf den Begriff „Bio“ ohnehin nicht verlassen kann, hat sich sogar bis zu mir herumgesprochen. Deswegen versuche ich wo es geht, meine Produkte direkt vom Erzeuger zu bekommen.



Ich gebe zu, ich habe Glück, denn ich wohne außerhalb, etwa 10 Minuten von der Stadt entfernt, in einem kleinen Dorf mit allen entsprechenden Vorteilen, wie Öko-Bauern, Hofläden und einem großen eigenen Garten mit fruchtbarer Erde. Für mich bedeutet das: Eier von freilaufenden Hühnern, Käse von glücklichen Kühen und eine Auswahl an Äpfeln, Erdbeeren und Salat sowie Kürbis, Tomaten und Himbeeren aus eigenem Anbau in Hülle und Fülle. 

Dennoch muss ich auch einem Rückschlag berichten, nämlich dem Besuch beim benachbarten Bauern, um dort mein Fleisch zu kaufen. Statt den Hofladen zu finden verirrte ich mich zwischen die Freigehege der Tiere und konnte mir alles in Ruhe ansehen. So weit das Auge reichte, liefen die unverarbeiteten Objekte meiner Fleischeslust zufrieden auf großzügigen Flächen umher und freuten sich über den unerwarteten Besuch. Und so kam es, dass niedliche Mangalitza-Wollschwein-Ferkelchen wedelnd (!) an den Zaun gelaufen kamen, um sich von mir kraulen zu lassen. Damit war für mich die Entscheidung gefallen. Keines dieser zutraulichen Tiere sollte auf meinem Teller landen!



Diese kleinen Kameraden sollten nicht für mich zum Steak werden
Gleichzeitig ärgerte ich mich über mich selbst, denn erstens wusste ich ja, dass mein Nackensteak aus einem dieser Tiere geschnitten wurde und zweitens bestrafte ich mit meinem Verhalten auch noch den armen Bauern, der gegen den Preisdruck und die Industrialisierung ankämpft, um den Tieren ein würdiges Leben zu ermöglichen und dabei hohe Qualität zu liefern. Irgendwas war also falsch und ich gestand mir ein, dass ich als ehemaliges Stadtkind offenbar schon so entartet bin, dass es mir schwerfällt, zu akzeptieren, dass dem Steak nun mal die Tötung vorausgeht.



Das war sie also, meine Gewissensfrage: Was esse ich denn jetzt? An diesem Tag blieb ich vegetarisch. Zerknirscht bin ich nach Hause gestiefelt und habe Salat gemacht.


Es ist nicht so, dass ich damals zur Vegetarierin wurde. Aber ich beginne umzudenken. Mein Fleisch kaufe ich erst, nachdem ich mir noch mal die kleinen Ferkelknopfaugen bewusst gemacht habe. Ich weiß, dass die Tiere beim Bauern meiner Wahl ein gutes Leben hatten, bevor sie als Nahrung für mich dienen und möchte manchmal gar nicht so genau wissen, welches Leid einem Discounter-Hackfleisch-Tier angetan wurde, bevor ich daraus schnöde Spaghetti Bolo fabrizierte. Diese Zeiten sind für mich endgültig vorbei. Wenn ich Fleisch esse, dann kaufe ich es dort, wo ich weiß, dass das Tier respektvoll und artgerecht aufgezogen wurde. Und ich entdecke neue Arten zu kochen, andere Zutaten und Gewürze, die ich bisher noch nicht kannte. Ich bin also Flexitarier geworden und bin damit sehr glücklich. Hinter diesem Modebegriff verbirgt sich ganz Banales und Althergebrachtes, nämlich einfach mehr Gemüse und eher selten, dafür aber bewusst gutes Fleisch zu essen. Mangalitza-Fleisch werde ich aber wohl niemals probieren. Dazu waren die kleinen Kerle einfach zu niedlich.


Für alle, die sich überlegen, heute mal fleischfrei zu bleiben, habe ich ein kleines Rezept , welches in der kalten Jahreszeit die Seele wärmt

Sesam--Möhren-Suppe
Zutaten für 4 Personen:

1 Zwiebel
1–2 Knoblauchzehen
225 g Möhren
125 g Kartoffeln
1 Stück (ca. 1 cm) Ingwerwurzel
2–3 EL Olivenöl
2 mittelgroße Tomaten oder eine große Fleischtomate
Salz
Pfeffer
1 Prise Zucker
1 EL Tomatenmark
1 Dose Kokosmilch
750 ml Gemüsebrühe
4-5 EL Tahini (helle Sesampaste)
2 EL griechischer Joghurt
1-2 EL Sesamsamen
1 kleine frische Chili (nach Geschmack)
Basilikum zum Garnieren

Zubereitung:
  1. Zwiebel schälen und fein würfeln. Knoblauch schälen und fein hacken. Möhren und Kartoffeln schälen und fein würfeln. Ingwer schälen (ich finde, das geht am besten mit einem Teelöffel) und fein reiben.
  2. Öl in einem großen Topf erhitzen, Zwiebel darin glasig dünsten. Kartoffeln, Möhren, Knoblauch und Ingwer hinzufügen und unter gelegentlichem Wenden bei schwacher bis mittlerer Hitze 4-5 Minuten dünsten.
  3. Inzwischen Tomaten waschen, putzen und fein würfeln. Tomaten zufügen, kurz mitdünsten und mit Salz, Pfeffer und Zucker würzen. Tomatenmark unterrühren und kurz anschwitzen.
  4. Mit Brühe und Kokosmilch ablöschen, Tahini hinzufügen. Danach aufkochen und zugedeckt ca. 15 Minuten garen. Joghurt unterrühren. Sesam in einer heißen Pfanne ohne Fett kurz anrösten und vom Herd nehmen, damit die Samen nicht zu dunkel werden. Chilischote waschen, entkernen und in kleine Streifen schneiden.
  5. Suppe von der Herdplatte nehmen und mit einem Pürierstab fein pürieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken, in Schalen anrichten und mit Sesam,Chili und Basilikum garnieren.

Lasst es Euch schmecken und wer wissen will, ob er einen Direktvermarkter in seiner Nähe hat, dem hilft www.hofladen-bauernladen.info. Ganz besonders empfehlen möchte ich Euch Bauer Mann, bei dem ich mich von der artgerechten Haltung der Tiere überzeugen konnte. Bauer Mann verkauft unter anderem auch freitags und samstags in der Kleinmarkthalle Frankfurt. Schaut ruhig mal vorbei.

In diesem Sinne. Lasst es Euch gut gehen. Das Leben ist lecker!!!

die pia

Dienstag, 5. Januar 2016

"Anders" - das etwas andere Buch

Es gibt selten Bücher, die mir so gefallen, dass ich sie anderen Leute überhaupt weiter empfehle. Noch seltener gibt es aber Bücher, die mich so faszinieren und in ihren Bann ziehen, dass ich sogar in einem Blog darüber berichten möchte. Es ist kein Krimi, kein Thriller, keine Horrorlektüre oder gar Liebesschnulze. Es ist anders. Und "Anders" heißt es auch.

Vielleicht aber zu Beginn erst Mal ein paar Worte zu seinem äußeren Erscheinungsbild. Das Buch gibt es neben dem Hörbuch und der digitalen Version nur in der gebundenen Variante. Dafür ist es aber umso schöner aufgemacht. Auf dem in mattweißem Umweltpapier hergestellten Schutzumschlag und dem darunter liegenden Buch ansich sind Buchtitel und Verlagslogo auf Vorderseite und Buchrücken mit einer goldenen Folie heißkaschiert und tiefgeprägt. Auf dem Schutzumschlag sind zusätzliche Texte sowie die angeschnittene Zeichung auf dem Titel in Schwarz-Weiß gehalten. Es ist dezent aber sehr schön gestaltet und dazu auch noch mit sehr viel Liebe zum Detail produziert.

 
Nicht nur optisch und haptisch ein Vergnügen, sondern auch inhaltlich
ein Knaller: Die gebundene Ausgabe von "Anders".


"Anders" erzählt die Geschichte von Felix Winter, der durch - zugeben etwas kuriose Weise - einen Unfall 263 Tage lang im Koma liegt. Zufällig ist es auch noch genau die Anzahl an Tagen, die seine Mutter mit ihm schwanger war. Aber das soll hier nur nebenbei erwähnt sein und ist nur ein kleines Detail dieser Geschichte. Der Junge erwacht eines Tages aus seinem Koma, aber nichts ist mehr, wie es vorher war. Zumindest für ihn, denn an sein Leben vorher hat er keinerlei Erinnerungen mehr. Hinzu kommt, dass es da jemanden gibt, der alles dafür tun wird, dass es auch so bleibt. Und so nennt sich Felix deshalb von da an auch einfach "Anders". 

Das Buch ist bierernst, aber auch abgrundtief witzig zugleich und ursprünglich für Jugendliche zwischen 12 und 15 geschrieben. Man findet es im Buchhandel zwar unter den Jugendbüchern, ich finde aber, dass dies mindestens auch ein Buch für Erwachsene ist. Es ist toll geschrieben, liest sich leicht und es gibt immer wieder poetisch-philosophisch anmutende Stellen, die aber niemals verkopft wirken und jederzeit veständlich bleiben. Während des Lesens entfuhr mir häufiger mal ein "hach" und "seufz" und ich habe bestimmt 10 Mal laut gedacht "Ist das ein tolles Buch.". Ständig habe ich mich dazu ermahnt, jedes Wort bewußter zu lesen, als ich es sonst machen würde, wenn man einfach wie gewohnt ein Buch vor sich hin liest. Es ist nicht nur die Geschichte an sich, die ab einem gewissen Zeitpunkt zwar klarer, aber im vorhinein nie wirklich auflösbar wird, bevor es zum Ende kommt. Es sind vielmehr die verschiedenen, teilweise auch mal mystisch anmutenden Elemente aus Schreibstil, Personen, Orte und deren Beschreibungen, die einen völlig vereinnahmen.

Ich will hier nicht zu viel verraten und kann es nur demjenigen sehr ans Herz legen, der etwas Besonderes lesen oder einem anderen eine Freude machen möchte. Oder aber einfach mal für eine gewisse Zeit dem Alltag entfliehen und sich entführen lassen möchte in ein Buch voll magischer Menschlichkeit. Einziges Manko: Es ist viel zu schnell zu Ende. 

Der Autor

Vielleicht kennen die ein oder anderen Andreas Steinhöfel schon von seinem Roman "Die Mitte der Welt", das bereits 1998 erschienen ist, sehr erfolgreich war und ist. In Wikipedia heißt es über die Person Andreas Steinhöfel weiter ...

"
... Andreas Steinhöfel wuchs mit zwei Brüdern in der mittelhessichn Kleinstadt Biedenkopf auf. Er begann zunächst Biologie und Englisch auf Lehramt zu studieren, entschied sich dann aber nach einem langen Schulpraktikum für ein Magister-Studium der Anglistik, Amerikanistik und Medienwissenschaften an der Universität Marburg. Er war fünf Jahre lang Mitglied der English Drama Group des Fachbereichs Anglistik. Nach Abschluss des Studiums erschien 1991 sein erstes Jugendbuch Dirk und ich. Zu seinen bekanntesten Büchern zählt Paul Vier und die Schröders (1992), das mittlerweile zur Standardlektüre in deutschen Schulen zählt. Die Verfilmung des Buches gewann 1995 den Deutschen Kinderfilmpreis. Bei Jugendlichen ist vor allem sein Roman Die Mitte der Welt beliebt, der unter anderem für den Deutschen Jugendliteraturpreis 1999 nominiert war, ebenso wie sein Buch Defender – Geschichten aus der Mitte der Welt. ..."

 

Die weiteren Fakten zum Buch

- Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
- Preis: 16,90 Euro
- Verlag: Königskinder (21. Oktober 2014)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3551560064
- ISBN-13: 978-3551560063
- Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
- Größe und/oder Gewicht: 15 x 2,6 x 21 cm 
- Amazon Bestseller-Rang: Nr. 13.794 in Bücher


Zuguter Letzt

Das Buch gibt es übrigens auch als Hörbuch, ich empfehle jedoch das Buch selbst zu lesen, da es doch noch mal was "anderes" ist. Für alle aber, die eine kleine Hörprobe eigens vom Autor selbst gelesen aus dem gleichnamigen Hörbuch haben möchten, hier der Link auf YouTube.

Life is good. True story.
Euer Dominik

Freitag, 1. Januar 2016

Time Out in Lissabon - Street Art, Kunst und Kulinarik

Zugegeben, Lissabon stand nicht ganz oben auf meiner Liste eines möglichen Urlaubsziels über den Jahreswechsel. Vielmehr waren es das hoffentlich bessere Wetter und vor allem das Meer, das mich während der rauhen Wintermonate Deutschlands reizte und dort hinzog. Das Wetter passte schon mal. Kühl, aber jeden Tag sonnig. Und das Meer war auch da. Die größte Party findet am Silvesterabend übrigens auf dem "Praca do Commercio" statt, der aber gern auch noch bei seinem alten Namen "Terreiro do Paco" in aller Munde ist. Tausende Portugiesen und Touristen aus der ganzen Welt begrüßen hier das neue Jahr feuchtfröhlich mit Silvesterböllern und Raketen, liegen sich in den Armen und hoffen auf ein noch besseres Folgejahr. Ich hingegen habe mich am Silvesterabend nach gelungener Anreise erst einmal erschöpft auf das gemütliche Bett des NEYA Hotels fallen lassen, bin aber überraschend eingeschlafen und erst am nächsten Tag wieder aufgewacht. Eine rauschende Silvesterparty sieht wohl anders aus. Aber kein Grund zur Traurigkeit.


Liebe auf den zweiten Blick

Dafür ging es am nächsten Tag gleich frühmorgens zum Urban-Exploring in die Stadt, während die meisten sicherlich noch ihren großen Rausch ausschliefen. Der erste Eindruck Lissabons mit seinen teilweise stark heruntergekommenen, neoklassizistischen Gebäuden täuscht etwas, wie ich finde. Auch in die Jahre gekommene und ungepflegte Gebäude haben durchaus ihren Reiz. Warnungen vor Taschendieben sind in Lissabon allgegenwärtig, dazu bekommt man oft eine regelrechte 6-Gänge-Menükarte diverser Genußmittel auf offener Straße serviert. Ein klares "Nein" wird hier allerdings durchaus akzeptiert. Die wahre Seele der Stadt aber erschließt sich einem erst, wenn man in die Gassen der Metropole eintaucht, die zahlreichen Plätze erkundet und somit die wahren Schmuckstücke entdeckt. Zum Beispiel das "Mirodouro de Santa Catarina", was plötzlich aus dem grauen Umfeld heraus in frischem Gelb feinsäuberlich herausgeputzt vor einem auftaucht und heute als Restaurant genutzt wird. Davor ist übrigens einer der aussichtsreichsten Plätze der Stadt zu finden. Süßer Geruch von Gras steigt einem in die Nase, während die zahlreichen Menschen auf den Steinen Platz genommen, in einem Stimmenwirrwarr verwickelt hinunter auf das Wasser des "Tajo" schauen und mit den sich fantastisch bietenden Sonnenuntergängen liebäugeln.

Auszeit im Time Out

Steigt man am "Terreiro do Paco" in die gleichnamige Metro-Station und fährt zur Haltestelle "Cais do Sodré" ist man nach ein paar Schritten schon mitten im "Time Out Lissabon". Vormittags herrscht hier buntes Treiben in der angeschlossenen Kleinmarkthalle mit ihren Ständen voll fruchtigem Obst, frischem Fisch und duftenden Schnittblumen. Eine beeindruckende Atmosphäre. Mittags zieht es die Besucher dann in die große Halle mit den zahlreichen Gourmettempeln. Der Ausdruck "Essenstände" wäre hier wirklich eine rücksichtslose Beleidigung dieser Anbieter kulinarischer Gaumenfreuden. Hier findet wirlich jeder etwas für seinen Gusto. Und dazu noch frisch, mit den besten Zutaten zubereitet und einem ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis. Es duftet nach frischen Kräutern, gebratenem Fleisch, köstlichen Saucen und frisch gebackenem Kuchen. Von exklusivem Sushi über ausgefallene Fleischgerichte bis hin zu traumhaften Desertvariationen bleiben hier wirklich keine Wünsche offen.


Burger-Glamour vom Allerfeinsten by "Alexandre Silva"
Ein kulinarisches Highlight - das "Time Out Lissabon"

Auch architektonisch hat das "Time Out" durchaus etwas zu bieten. In der großen Food-Hall mit ihrer interessanten Deckenkonstruktion ist der alte, traditionelle Kleinmarkt-Charakter erhalten geblieben und vielmehr mit dem Charme moderner Elemente zu einem harmonischen Ensemble verbunden worden, die Gemütlichkeit ausstrahlt. Hier treffen sich Business-Kapser und Ottonormal-Bürger, verfeinert um ein paar wissende Touristen, durch die Bank weg aller Altersklassen.

Tipp: Auch abends hat das "Time Out" seine Tore bis in die Nacht geöffnet. Und hier lässt sich neben fein temperierten Weinen und köstlichen Cocktails auch einfach mal ein klassisches Bier genießen -  eben ein Ort für jedermann.



Kunstinteressierte werden Lissabon lieben

Vom "Cais do Sodré", quasi der "Grand Central Station" Lissabons, mit der Tram weiter Richtung Westen an der "Av. Brasilia" entlang, erreicht man die direkt unter einer Brücke gelegene "LX Factory". Schon lange kein wirklicher Geheimtipp mehr, aber Heimat zahlreicher Designershops, Künstlerateliers und angesagter Cafés. Bei einem entspannten Spaziergang durch die Gassen des alten Fabrikgeländes sieht man Kunst in jeder Ecke und soweit das Auge reicht. Hier kann man Sprayer bei der Arbeit zusehen, dazu Malereien, Street Art, Graffitis und Installationen bestaunen. Besonderes Highglight: Ein Buchladen, vollbepackt mit Büchern bis unters Dach und mittendrin eine alte Druckerpresse, die darauf wartet, die Gäste als hergerichtetes Café auf mehreren Ebenen in Empfang zu nehmen. In Lissabon findet man übrigens an sehr vielen Orten, Gebäuden und Gassen tolle Street Art Künste.


Street Art in der "LX Factory"
Buchstäblich Bücher bis unters Dach
Graffitikünstler am Werk


Großes Staunen

Am anderen Ufer des "Tajo", im Grunde einmal über die große Brücke hinüber, befindet sich die große Cristo Rei Statue, einer der drei wichtigsten Wallfahrtsorte auf der ibirischen Halbinsel, die irgendwie auch an die Statue von Rio erinnert. Besucher ohne Auto sollten
Die Cristo Rei Statue am anderen Ufer des "Tajo"
für die Besichtigung schon mal gut einen halben Tag einkalkulieren. Aber es ist ein halber Tag, der sich in meinen Augen auch lohnt, denn vielen Besuchern Lissabons ist diese "Wallfahrt" schlicht zu aufwändig. Belohnt wird man mit wenig Touristen und einer sehenswerten Attraktion. Am besten schnappt man sich eine der Fähren vom "Cais do Sodré" aus nach "Casilhas", was nicht nur einem netten Bootsausflug gleichkommt, sondern man auch noch mal einen ganz anderen Blick auf die hügelige Metropole Portugals bekommt. Weiter geht es dann mit dem Bus durch ein kleines Städtchen direkt hinauf bis hin zur Statue. Kleiner Tipp: Prägt euch am besten gleich bei Ankunft schon mal die Rückfahrtermine der Busse ein, sonst wartet ihr unter Unständen lange an der Busstation auf die entsprechende Rückfahrt. Schon am Fuße der Statue, 113 Meter über den "Tajo", hat man einen traumhaften Ausblick auf Lissabon und die grandiose Brücke "Ponte 25 de Abril", der nur noch davon getoppt wird, wenn man den Aufzug auf die gut 28 Meter hohe Statue hinauffährt. Nehmt euch Zeit und genießt diesen sagenhaften Ausblick, die Ruhe vom Treiben der gegenüberliegenden Stadt und werft einen Blick auf die im Inneren liegende kleine Kapelle.
 
Ein Hauch Golden Gate Bridge Feeling: Blick vom Fuße der "Cristo Rei" Statue über den "Tajo" Richtung Lissabon.



 Jeder Tag ein Auf und Ab


In Lissabon geht es auf und ab. Das liegt vor allem an dem hügeligen Untergrund, auf dem die Stadt gebaut ist. Das lässt sich aber leicht umgehen. Zum Beispiel mit einer Fahrt in einer der historischen Trams. Diese ist im 24h-Ticket der öffentlichen Verkehrsmittel bereits enthalten. Mein Tipp: Einfach an einer Haltestation einsteigen und bis zum Ende durchfahren, dann umsteigen und den ganzen Weg an all den sehenswerten Sehenswürdigkeiten wieder zurückfahren. Auch durch die sehr schmalen Gassen zum "Castello de S. Jorge" fährt die historische Tram hinauf. Dies Strecke ist zum Teil so eng gebaut, dass hier nur noch ein paar Zentimeter zwischen Tram und den Gebäuden frei bleiben, durch die sich dann auch noch Menschen und Mopeds quälen. Die letzten Meter muss man zwar zu Fuß zurücklegen, dafür hat man aber an der Haltestation einen weiteren Ort mit wahnsinnigem Blick über die Stadt und möglichen Kreutzfahrtschiffe, die vor der porugiesischen Hauptstadt anlegen.




Mit der historischen Tram geht's hoch hinaus.





Blick über die Dächer der Hauptstadt Portugals.

 

Modernes Lissabon


Neben den alten Stadtteilen Lissabons gibt es natürlich auch noch die moderneren. Weiter im Osten gelangt man über die Metro-Station "Oriente" durch die "Vasco da Gama"-Shoppingmall hindurch zum ehemaligen Expo-Gelände. Hier kann man nach einem Besuch des Ozeanariums mit einer Seilbahn über das komplette Gelände gleiten, das vor allem für Architekturinteressierte einiges zu bieten hat. Vor allem  die hängende Dachkonstruktion ist hier sehr imposant. Zwischen den ehemaligen Pavillons finden sich Restaurants und kleinere Plätze mit Brunnen, diversen Wasserspielen und Spielplätzen, eingerahmt in einer modernen Hafenatmosphäre.


Mit der Seilbahn über das Expogelände.
Die hängende Dachkonstruktion.










 

 





Alles Sehenswerte dieser Stadt zu erwähnen ist so gut wie unmöglich. Deshalb findet ihr weiter unten einfach noch ein paar weitere Impressionen der portugiesischen Metropole, die auf jeden Fall eine Reise wert ist. Vielleicht ja auch über den nächsten Jahreswechsel. Dann aber mit einer echten Fado-Silvesterparty und den berühmt berüchtigten Puddingteilchen.


Life is good. True story.
Euer Dominik

Weitere Impressionen  von Lissabon