Als mich mein Freund fragte, ob ich mit ihm zu einem Running-Dinner gehen wolle, wusste ich erst gar nicht, was er damit genau meinte. Als er mir aber erklärte, dass man trotz des Namens weder während des Rennens sein Essen verschlingen muss, noch zu einem Restaurant hin- und wieder zurück zu laufen hat, war ich sofort Feuer und Flamme. Endlich mal wieder etwas Neues auf meiner persönlichen Erfahrungsliste. Mein erstes Mal bei einem Running-Dinner.
Wie funktioniert so ein Running-Dinner?
Ein Running-Dinner "läuft" wie folgt: Die so genannten Hosts stellen ihre Wohnungen für das Food-Happening zur Verfügung, kümmern sich um die Hauptspeisen und bleiben den ganzen Abend über in ihren Wohnungen. Die anderen Teilnehmer werden Runner genannt, denn sie sind den ganzen Abend unterwegs und springen von einem Host zum anderen. In der Regel sind es immer Zweier-Teams mit mindestens drei Hosts und sechs Runner-Teams. Mehr Teilnehmer sind natürlich auch möglich. Jedes Runner-Team muss entweder eine Vorspeise oder eine Nachspeise zubereiten und zu den Hosts mitbringen. In unserem Fall sind es insgesamt drei verschiedene Wohnungen (Hosts) mit je vier Personen - und uns natürlich. Das Spannende dabei: Keinen der anderen Teilnehmer haben wir vorher kennen gelernt.
Was kochen wir denn jetzt?
Erst dachte ich ja, als Runner müssten wir nur von einem Host zum anderen rennen und können einfach das bereits zubereitete Essen genießen, ohne selbst an den Herd zu müssen. Weit gefehlt. Denn auch wir mussten uns um einen Gang kümmern. Das Los fiel bei uns auf die Vorspeise. Ein Glück hatte niemand vorher irgendwelche Allergien oder Abneigungen angegeben. Ein veganes Gericht zu zaubern, wäre für mich, dem unwissenden Flexitarier, eine kaum lösbare Aufgabe gewesen. So gesehen hatten wir freie Hand und uns waren keine Gaumengrenzen gesetzt. Nur das Motto machte mir etwas Kopfzerbrechen: Black & White. Bezog sich das nun auf die Kleidung oder auch auf das Essen? Die große Frage lautete also: Was kochen wir denn jetzt?
Kreativ muss man sein. Oder sein lassen.
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle kurz erwähnen, dass wir beide nicht die besten Köche sind. Und das ist unter uns gesagt sogar noch stark untertrieben. Deshalb ist es umso besser, wenn man eine Stilosophen-Kollegin hat, die gleichzeitig auch noch Food-Expertin ist. Sie überraschte uns nach einer kurzen Bedenkzeit gleich mit einem tollen und eigens kreierten Vorschlag: Belugalinsensalat auf Toastwürfeln mit Forellen-Frischkäsecreme und Pumpernickelcrumbles. Definitiv Black & White. Ich musste schlucken. Hörte sich echt gut an. Aber wie sollten WIR das hier bitte hinbekommen:
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Unser anspruchsvolles Ziel: Der
Vorspeisen-Vorschlag von Stilosophin Pia |
Eine gute Vorbereitung ist die halbe Mahlzeit
Nicht nur, dass mich meine Kollegin mit der tollen Idee unterstützt hat, sie hat mir auch noch das Rezept dazu verfasst. Völlig idiotensicher. Das Rezept findet ihr übrigens ganz unten unter diesem Artikel. Aber halt! Denn nun ging es also ans Eingemachte. Noch rund zwei Stunden bis zum Showdown des ersten Ganges, der von uns kommen sollte. Eingekauft hatten wir die Zutaten bereits einen Tag zuvor. Keine bösen Überraschungen sollten uns von der Vorspeise abhalten können. Wir fingen also an zu schnibbeln. Und zu schnibbeln. Und zu schnibbeln. Es ging tatsächlich alles ziemlich einfach von der Hand. Schritt für Schritt schnibbelten, kochten und brieten wir uns durch die Anleitung. Aber würde es den Gästen auch schmecken?
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Unsere Umsetzung: Die Vorspeise in einem praktisch
zu transportierenden Glas mit eigens kreiertem Etikett |
Das erste Abendmahl: Die Vorspeise.
Voll bepackt mit unseren Vorspeisengläsern und ganz in Black & White gekleidet, machten wir uns auf in Richtung erster Wohnung. Die Adresse war leicht zu finden und so klingelten wir etwas nervös und in positiver Aufregung an der Türklingel. Eine Stimme ertönte aus der Sprechanlage und bat uns freundlich in deren vier Wände. Wir überreichten unser kleines Gastgeschenk, frische Pralinen in Schwarz-Weiß, getrost unseres Mottos für den heutigen Abend. Die Wohnung war sehr geschmackvoll in der Hauptfarbe Weiß eingerichtet. Das zweite Runner-Team war noch nicht da. Somit nutzten wir die Zeit, um unsere Vorspeisen schon einmal auf dem schön dekorierten Esstisch zu platzieren, als es dann auch schon an der Tür klingelte. Das zweite Runner-Pärchen war eingetroffen und die sechsköpfige Runde war nun komplett. Nach ein paar Worten über unsere Vorspeise fing einer nach dem anderen an diese zu kosten. Die Augen, Mimiken und Gestiken aller verrieten es gleich: Die Vorspeise war uns gelungen. Uns fiel ein Stein vom Herzen. Die Stimmung war bei allen sofort sehr freundlich und vertraut und wir unterhielten uns prächtig über dies und das und Gott und die Welt. Die Zeit verging wie im Flug und so mussten wir uns nach rund eineinhalb Stunden leider schon wieder verabschieden, denn die Hauptspeise wartete auf uns - in einer anderen Wohnung.
Hauptsache gut: Die Hauptspeise.
Die zweite Wohnung war nur ein paar Gehminuten von der ersten entfernt und somit genossen wir einen kleinen Abendspaziergang durch die Straßen Frankfurts. Wieder klingelten wir. Und wieder öffneten uns freudestrahlend unsere zwei Gastgeber für die heutige Hauptspeise. Die Altbau-Dachwohnung war riesig, erstreckte sich auf zwei Etagen und war sehr modern eingerichtet. Auch hier war das Motto in der Deko umgesetzt: Schwarz-weiße Helium-Ballons bildeten mit dem tollen Blumengesteck auf dem Esstisch ein hübsches Black & White-Ensemble. Wir fühlten uns sofort willkommen und sehr wohl. Kurze Zeit später traf auch das andere Runner-Team ein. Während die Gastgeberin noch ein paar letzte Vorbereitungen für die Hauptspeise zu verrichten hatte, genossen wir eine kleine Wohnungsführung ihres Mannes durch die Räumlichkeiten. Zurück am Esstisch wurde dann auch gleich ganz groß aufgetischt. Es gab Rinderfilet mit Trüffelnudeln auf Blumenkohlpüree mit einer Balsamico-Reduktion. Das Fleisch war auf den Punkt gegart und schmeckte köstlich, und die Trüffelnudeln waren ein Traum. Es schmeckte fantastisch. Wir redeten und lachten, tauschten uns über die Erfahrungen der Vorspeise mit den anderen aus. Einzig die Zeit spielte gegen uns, denn auch hier war alles leider wieder viel zu schnell vorbei. Nach wiederum eineinhalb Stunden bedankten wir uns mit unserem Gastgeschenk für das leckere Essen, verabschiedeten uns herzlich und liefen zurück zum Auto, um zu unserer dritten Location für diesen Abend aufzubrechen.
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Die Hauptspeise: Rinderfilet mit Trüffelnudeln auf
Blumenkohlpüree und einer Balsamico-Reduktion |
Das Beste kommt zum Schluss? Die Nachspeise.
Mittlerweile war das Klingeln reine Routine, doch die Spannung blieb dieselbe. Doch auch hier wurden wir sehr freundlich empfangen. Die Wohnung war sehr gemütlich eingerichtet, in der Ecke brannten die wohligen Flammen einer Feuerstelle und die Gastgeber präparierten gerade den Esstisch für den letzten Gang. Die Nachspeise, die das zweite Runner-Team mitbringen sollte, ließ nur kurz auf sich warten. Und so klingelte es auch wenige Augenblicke später und die letzten Runner kaperten kurz die Küche der Gastgeber, um das mitgebrachte Dessert anzurichten. Es gab Erdbeeren mit frischer Mascarponecreme und elf unterschiedlichen Gewürzen. Ich konnte mir leider nur Zimt und Chili merken, aber es schmeckte leicht, frisch und köstlich. Dazu wurden dunkle Schokoladenstücke gereicht. Auch mit diesen uns zuvor noch fremden Personen waren gleich zahlreiche Themen gefunden, über die wir uns anregend unterhielten und uns sogar so verquatschten, dass wir beinahe die Zeit vergaßen. Denn nach den drei Gängen sollte der ganze Abend ja noch nicht zu Ende sein.
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Erdbeeren mit frischer Mascarponecreme und elf unterschiedlichen Gewürzen |
Running-Dinner: Afterparty!
Alle Hosts und Runner trafen sich nach dem Essen im Frankfurter Club "Chinaski". Es war toll all die Menschen noch einmal zu sehen, die uns heute den Abend über begleitet hatten, plus die Runner und Hosts, die wir an dem Abend noch gar nicht kennen gelernt hatten. Es war sehr lustig und wurde entsprechend spät, denn wir quatschten, tanzten und lachten bis spät in die Nacht hinein.
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Die Running-Dinner Afterparty fand im Chinaski in Frankfurt
bei coolen Beats und leckeren Drinks und Coktails statt. |
Das After-Run-Fazit
Ein Running-Dinner lebt immer von den Menschen, die daran teilnehmen. Natürlich steht auch das Essen irgendwie im Mittelpunkt, sind es aber doch die Menschen, die den Abend erst unvergesslich machen können. Wir hatten das große Glück wirklich tolle und interessante Menschen kennen zu lernen, die ohne Ausnahme sofort sehr offen ihre persönlichen Geschichten mit uns teilten. Es waren unter anderem Flugbegleiter, Unternehmensberater und Medizinstudenten dabei. Und sie kamen aus verschiedenen Nationen wie der Schweiz, Österreich, Japan, Mexiko und sogar aus Offenbach. Es war ein bunter, sehr lustiger Abend mit tollen Menschen. Wann hat man denn schon mal die Gelegenheit in drei fremde Wohnungen zu schauen und in einer sehr entspannenden Atmosphäre zwölf neue Menschen kennen zu lernen?
Wenn ihr also mal die Gelegenheit habt an einem Running-Dinner teilzunehmen: Macht mit. Es ist rein Riesenspaß.
Life is good. True story.
Euer Dominik
Das Rezept von Stilosophin Pia:
Belugalinsensalat auf Toastwürfeln mit Forellen-Frischkäsecreme
und Pumpernickelcrumbles
Die Zutaten:
Für die Forellencreme:
- 300g Frischkäse
- 2 TL Gemüsemeerrettich (alternativ: bereits fertiger Meerrettichfrischkäse)
- 2 TL Dijonsenf
- 1 Packung geräucherte Forelle
Für den Belugalinsensalat:
- 200g Belugalinsen
- 1 mittelgroße Karotte
- 1 Knoblauchzehe
- 1/2 rote Zwiebel
- 1/2 Birne
- 1 Handvoll Walnusskerne
- Glatte Petersilie
- Aceto Balsamico
- Olivenöl
- Salz
- Pfeffer
Außerdem:
- 12 Scheiben Weizentoastbrot
- 6 Scheiben Pumpernickel
Zubereitung Forellencreme:
1. Forellenfilets klein hacken
2. Frischkäse, Gemüsemeerrettich und Dijonsenf misch
3. Forellenfilets untermischen
FERTIG!
Zubereitung Belugalinsensalat:
1. Belugalinsen mit der doppelten Menge Wasser zum Kochen aufsetzen (nach dem ersten Aufkochen ca. 20 Minuten köcheln lassen; erst kurz vor Ende salzen).
2. In der Zwischenzeit Zwiebel und Karotten schälen und in kleine Würfel schneiden (ca. 0,5 cm).
3. Walnüsse klein hacken.
4. 1 EL Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, Walnüsse, Zwiebel und Karotte hinzufügen und anbraten.
5. Nach etwa vier Minuten Knoblauchzehe pressen und zur Zwiebel-Karotten-Walnuss-Mischung hinzugeben, salzen und pfeffern. Noch eine Minute braten lassen, danach Pfanne vom Herd nehmen.
6. 1/2 Birne in kleine Würfel schneiden und beiseite stellen.
7. Belugalinsen abgießen und leicht abkühlen lassen.
8. 1 Handvoll glatte Petersilienblätter klein hacken und über die Linsen streuen.
9. Karotten-Zwiebel-Walnuss-Mischung unter die Linsen mischen.
10. Birnenwürfel ebenfalls untermischen.
11. 1 Prise Salz hinzufügen
12. 3 TL Balsamicoessig und 1 EL Olivenöl hinzufügen, alles gut vermischen.
Anrichten:
1. Toastscheiben toasten, mit ein paar Tropfen Olivenöl beträufeln und danach in ca. 1 cm große Würfel schneiden.
2. Pumpernickel klein hacken.
Alles gemäß Zeichnung unten in einem Glas anrichten.
FERTIG! :)
Pumpernickelcrumbles
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Forellencreme
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Toastwürfel
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Belugalinsensalat
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Toastwürfel